Die Evolution der Schriften
Die ältesten Schriftfunde sind tatsächlich schon etwa 10.000 Jahre alt. Die genauere Geschichte der Schrift kann allerdings erst ab etwa 3200 vChr nachgewiesen werden, also knapp 5000 Jahre in die Vergangenheit. Damals wurde Schrift zunächst nur für religiöse und rituale Zwecke, häufig für Inschriften, verwendet, später mit der Städtebildung und Agrarentwicklung für buchhalterische Zwecke. Am Anfang waren es geometrische Bildzeichen für Zahlen und Namen sowie
stilisierte Bildzeichen für Objekte (Hieroglyphen, sumerische Keilschrift). Ein stumpfer Griffel ersetzt den spitzen Griffel. Die Symbole wirken dadurch weniger bildhaft, werden abstrakter und wandeln sich von Bildzeichen in Ideogramme, also Zeichen, die eine Idee, einen Gedanken beschreiben. Phonographische Entwicklung der Keilschrift. Ein Zeichen für einen Laut anstatt für eine Bedeutung. Also, z.B. kann ein Ball einfach als Kreis dargestellt werden, aber Bill als Name? Ausnahmsweise wurde dafür das Lautmuster für Ball für den ähnlich lautenden Name Bill verwendet.
3. JT vChr
Die Akkadier im nördlichen Mesopotamien, also im heutigen Irak, übernehmen die sumerische Keilschrift und entwickeln sie weiter in Richtung Lautschrift. Die Assyrer und Babylonier entwickelten die Keilschrift, wie sie uns heute bekannt ist.
Die erste Schrift, die konsistent auf einem Lautsystem basierte, war die Linear B, etwa 1400 vChr, von den mykenischen Griechen entwickelt. Die Linear B ist eine reine Silbenschrift, in der jedes Vokal-Konsonanten-Paar durch ein einziges Bildzeichen dargestellt wird. Die Silben werden ergänzt durch Logogramme und einem Zahlensystem mit der Basis 10. Ein kurzer vertikaler Strich dient als Worttrennung. Die Linear-B wurde erst 1952 von Micheal Ventris entziffert.
Nordsemitisch zu Phönizisch
Die Entwicklung des heutigen Alphabets
Die Entdeckung des alphabetischen Prinzips besteht darin, Silben in Konsonanten und Vokale zu spalten. Wir können davon ausgehen, dass alle alphabetischen Schreibsysteme vom semitischen Alphabet abstammen, das etwa im 2. JT vChr von den Phöniziern (biblischer Name für Kanaan, heute Libanon) entwickelt wurde.
Phönizisches Alefbet
Moderne Versionen der semitischen Schrift sind z.B. Hebräisch und Arabisch. Das wichtigste Merkmal der semitischen Schriften ist das Fehlen von Vokalen. Klänge wurden durch Bilder abgebildet, deren Namen mit dem gewünschten Laut beginnt, genau wie bei den Hieroglyphen oder der akkadischen Keilschrift. Also, z.B. Wasser beginnt mit W und dieser Laut wurde bildlich beschrieben. Daraus entwickelte sich ein 22-Zeichen-System, das mit alef, bet und gimel beginnt und geeignet ist, alle Bedeutungen einer semitischen Sprache zu beschreiben.
Phönizisch – Griechisch
Der Übergang des alphabetischen Systems mit Konsonanten zur vollen Pracht mit Konsonanten und Vokalen passierte ungefähr 1000 bis 900 vChr, als die Griechen die semitische Schrift für ihre Sprache übernahmen. Die Gelehrten haben diese Entwicklung lange als genial eingeschätzt, aber tatsächlich war es vor allem die logische und konsequente Anpassung eines vorhandenen Alphabets an die eigene Sprache.
Die Konsonanten wurden 1:1 übernommen. 6 semitische Klänge, die im Griechischen nicht vorkommen, werden ersetzt durch Vokale, wie sie in der griechischen Sprache vorkommen. 5 weitere Zeichen für griechische Laute werden hinzugefügt.
Phönizisch – Griechisch – Lateinisch
Die Etrusker (Italien) übernahmen das griechische Alphabet etwa um 700 vChr und dabei auch viele griechische Wörter und allgemeine Kultur. Sie formten daraus die lateinische Schrift, die bis ins Mittelalter die Schrift der Gelehrten sein sollte. Weitere Entwicklungen der lateinischen Schrift resultieren aus Veränderungen der Phonologie der lateinischen Sprache und aus den romanischen Sprachen, die sich daraus entwickelten. Auch hierfür wurden wieder einige Änderungen an den Zeichen vorgenommen, um es an die lautlichen Besonderheiten der lateinischen Sprache anzupassen.